Der jüdische Arzt und Neuropsychiater Boris Cyrulnik überlebte im Alter von sechs Jahren den Zweiten Weltkrieg und entkam nur knapp der Deportation. Seine traumatischen Erinnerungen dienten als Fundament seines populären Konzepts der Resilienz (Bovier, 2017).
Vergangenheitsbewältigung
Im Interview mit Paul Bouvier erinnerte sich Cyrulnik, bei seinem öffentlichen Auftritt, anlässlich der Herausgabe seines ersten Buches „Rette dich, das Leben ruft“ , an seine Kindheitserlebnisse. Durch seine Erinnerungen und Reflexion aus der Nachkriegszeit, meldete sich eine Zeitzeugin, die damals Boris zur Flucht verhalf. Diese Begegnung bestärkte Cyrulnik sich intensiver mit seiner Vergangenheit zu befassen. Nach vierzig Jahren Schweigen, suchte Boris Cyrulnik nach weiteren Zeugen, um seine Flucht und Überleben zu verarbeiten und darüber zu berichten (Bovier, 2017).
Resilienz-Entwicklung
Nach seinem Medizinstudium arbeitete er u. a. als Psychoanalytiker, nutzte seine Theorien zur Resilienz und befasste sich mit den traumatischen Erfahrungen von Kindersoldaten in Kolumbien, den Opfern der Völkermorde von Ruanda und mit seiner Arbeit in rumänischen Waisenhäusern. Er betonte, dass Resilienz nicht als Charaktereigenschaft, sondern ein abhängiger Prozess ist, der sich ergibt, wenn die Bedingungen stimmen. Er erkannte die Wichtigkeit, Kinder nicht auf das erlebte Trauma zu reduzieren, sondern dass nach einem verstörenden Erlebnis, eine Bezugsperson respektive eine Bindungsfigur förderlich ist (Grosop, 2019).
Fazit:
Die Begegnung mit seiner ersten Zeitzeugin, war für Boris Cyrulnik ein wichtiger Meilenstein. Seine Suche nach weiteren Helfern und Helferinnen aus seiner Vergangenheit und die daraus resultierende intensive Auseinandersetzung mit seiner Flucht, konnte er sein Schweigen brechen und seine Geschichte veröffentlichen. Die Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg nutzte Boris Cyrulnik, um verwaisten Kindern mit traumatischen Erlebnissen zu therapieren. Sein fachliches Wissen und sein empathischer Zugang zu den misshandelten Kindern, unterstützte die resiliente Prozessarbeit und bestätigte seinen Ansatz, dass aus einem Schicksalsschlag oder Trauma auch Glück entstehen kann.
Quellen:
Bouvier, P. (2017). Interview with Boris Cyrulnik.
Groskop, V. (2009, 18.April). Escape from the past.

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